Mit unserer Technologie die Herausforderungen der Zukunft meistern

Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden
Dr. Gottfried Greschner

Das vergangene Jahr hat viele Firmen vor Probleme gestellt. Für INIT brachte es eine Reihe von Erfolgen. Welche davon machen Sie besonders zuversichtlich?

Da fällt mir zuerst der neue Großauftrag aus der texanischen Stadt Houston ein. Dort richten wir seit 2021 für einen der größten US-Nahverkehrsanbieter eine innovative Ticketing-Lösung ein. Nun wird diese Investition um einen weiteren großen Auftrag ergänzt. Es geht vor allem um Ticketterminals in Bussen und an Haltestellen.

Ganz allgemein stellen wir fest, dass immer mehr Kunden weltweit ihre Systeme auf den neuesten Stand bringen und neue Hard- oder Software bei uns bestellen. Angesichts der vielen globalen Herausforderungen, die es derzeit in der Geschäftswelt gibt, freut uns dieser Trend sehr.

Ein Grund zur Freude ist auch das 40-jährige Firmenjubiläum von INIT. Werfen wir einen Blick zurück – wie war 1983 die Situation und die technische Ausstattung des ÖPNV?
Das war eine ganz andere Situation als heute. Es gab zwar erste Leitsysteme, aber die waren mit den heutigen nicht vergleichbar. Die Verkehrsunternehmen standen digitalen Lösungen anfänglich eher skeptisch gegenüber. Im Vergleich zu damals gibt es heute ein ganz anderes Verständnis in der Branche, was wir daran merken, dass Kunden heute neue und innovative Technologien geradezu von uns einfordern.

Bereits sieben Jahre nach der Gründung haben Sie aus Stockholm den ersten internationalen Großauftrag erhalten. Wie erklären Sie diesen frühen Erfolg?
Unsere Soft- und Hardware war schon damals der Zeit weit voraus, was in der Branche bekannt war. Der zuständige Manager des Stockholmer Verkehrsbetriebs hatte in einer Fachzeitschrift über INIT gelesen und uns gebeten, an einer Ausschreibung teilzunehmen. Wir haben den Auftrag bekommen und uns gegen Großkonzerne durchgesetzt, weil unsere Technologie als überlegen bewertet wurde. Damit hatten wir unser erstes internationales Leuchtturmprojekt und die Basis für unseren weltweiten Erfolg.

Um unsere Kunden bestmöglich zu unterstützen, nutzen wir immer die modernsten Technologien und Möglichkeiten der Digitalisierung.

Wie ging es weiter?
Den entscheidenden Schritt für die Expansion im Ausland stellte der gelungene Eintritt in den US-Markt dar. Es ist sehr schwierig, dort Fuß zu fassen, denn Amerikaner legen großen Wert auf Referenzprojekte im eigenen Land, bevor sie einen Vertrag unterschreiben. Uns ist es gelungen, an der Westküste ein Fahrgastzählsystem und an der Ostküste ein Leitsystem (ITCS) zu sehr günstigen Konditionen bei Verkehrsunternehmen zu installieren. Das kostete uns viel Mühe und Geld, hat sich aber gelohnt. Nach vier Jahren war der Durchbruch geschafft.

Im Jahr 2001 begann ein neuer Abschnitt der Unternehmensgeschichte – der Gang an die Börse. Was hat Sie damals zu diesem Schritt bewogen?
Wir brauchten frisches Kapital – um den amerikanischen Markt zu erschließen, aber auch um neue Produkte zu entwickeln. Wir haben zwar weniger Kapital eingenommen als erhofft, denn das Börsensegment des Neuen Marktes, wo wir gelistet waren, stand damals kurz vor dem Zusammenbruch. Aber dafür waren die Erwartungen unserer Investoren nicht so groß. Das hatte einen Vorteil: Wir konnten in einem gesunden Tempo wachsen.

Die ersten 30 Jahre ist INIT vor allem aus eigener Kraft gewachsen. Dann gingen Sie dazu über, Unternehmen zu kaufen. Warum dieser Strategiewechsel?
Wir wollen unseren Kunden die gesamte Palette digitaler Lösungen für den ÖPNV anbieten. Bis vor einigen Jahren hatten wir zum Beispiel keine Kamerasysteme im Programm. Verkehrsunternehmen brauchen aber Videotechnik, wenn sie Vandalismus verhindern oder Unfälle aufklären wollen. Aus diesem Grund haben wir die Berliner Firma DResearch gekauft, die führend auf diesem Gebiet ist. Ein weiteres Beispiel ist das Unternehmen iris, das Sensoren für die automatische Fahrgastzählung anbietet. Die werden über den Fahrzeugtüren montiert und übertragen die Zahl der ein- und aussteigenden Personen. Diese Fahrgastzahlen lassen sich unter anderem dazu nutzen, um anzuzeigen, in welchen Wagen noch Plätze frei sind.

Bei welchen aktuellen Herausforderungen kann INIT die Verkehrsunternehmen unterstützen?
Eine aktuelle Herausforderung sind die gestiegenen Energiekosten, die eine erhebliche Belastung für die Verkehrsunternehmen darstellen. Wir bieten daher Lösungen, die unseren Kunden beim Energiesparen helfen. Dazu zählt das Fahrerassistenzsystem MOBILEefficiency, das energieeffizientes Fahrverhalten fördert. Ein weiteres Beispiel ist die Bedarfsverkehrslösung MOBILE-FLEX, die ein Serviceangebot ermöglicht, das nur die tatsächlich erforderlichen Fahrwege bedient und somit deutlich den Kraftstoffbedarf reduziert. Auch bei allen Herausforderungen rund um E-Mobilität unterstützen wir die Verkehrsunternehmen. Unser System MOBILEcharge sorgt beispielsweise dafür, dass Fahrzeuge pünktlich und kostenoptimiert geladen werden.

Mit welchen Lösungen treiben Sie auf lange Sicht die Transformation der Branche voran?
Wir arbeiten an Lösungen, um den ÖPNV zuverlässiger, attraktiver und effizienter zu machen und nutzen dazu immer die modernsten Technologien und Möglichkeiten der Digitalisierung.

Bereits heute bieten wir unsere Systeme cloudbasiert an, dieser Trend wird sich noch weiter verstärken. Auch künstliche Intelligenz nutzen wir: beispielsweise zur Optimierung von Dienstplänen und Fahrwegen, für die Besetztgradprognose und in der Fahrgastinformation. Wichtige innovative Impulse liefern uns auch zahlreiche Forschungsprojekte, die wir mit Partnern durchführen. Zurzeit arbeiten wir beispielsweise an Gemeinschaftsprojekten im Bereich KI- basierte Assistenzsysteme zur Unterstützung des Leitstellenpersonals oder zur Aufbereitung von Verkehrsdaten durch künstliche Intelligenz. In der Vergangenheit sind auf diese Weise immer wieder sehr wertvolle Lösungen entstanden. So haben wir im Forschungsprojekt MAVIS eine spezielle App für sehbehinderte, hörgeschädigte und mobilitätseingeschränkte Fahrgäste entwickelt.

Wo sehen Sie INIT in fünf Jahren?
Mit unserer Technologie werden Verkehrsunternehmen die Herausforderungen der Zukunft meistern können – egal, ob es sich um Energiesparen, Elektromobilität, Effizienzsteigerung oder mehr Komfort für Fahrgäste handelt. Deshalb sehe ich uns weiterhin auf einem sehr starken Wachstumskurs und bin auch sehr zuversichtlich, dass wir damit noch auf weiteren, bislang nicht bearbeiteten Märkten Erfolge feiern können.

Vielen Dank für das Gespräch.