Projektinhalte und Ziele
INIT betrachtet gemeinsam mit der IVU und dem FZI im Rahmen des Projektes herstelleroffene Schnittstellen. Konkret geht es darum zu klären, wie Schnittstellen aufgebaut sein müssen, damit Leitsysteme, fahrzeugseitige Komponenten (Bordrechner) sowie Systeme der Hersteller autonomer Fahrzeuge (AD, d. h. Automated Driving) herstellerunabhängig in jeglicher Kombination für den Betrieb autonomer Fahrzeuge eingesetzt werden können. Dazu wurden im Projektverlauf Schnittstellen auf Basis der VDV-Schrift 435 spezifiziert und für einen bevorstehenden Feldtest mit zwei autonomen Shuttles des FZI in den Systemen der IVU und der INIT implementiert. Hier sollen etwa dispositive Maßnahmen, aber auch der Normalbetrieb getestet werden, auch im Hinblick auf die Interoperabilität von Systemen verschiedener Hersteller.
Eine Referenzarchitektur wurde als Grundlage für die Spezifikationen und die Implementierung erstellt. Zusätzlich wurden Komponenten und Schnittstellenbeschreibungen definiert. Diese Referenzarchitektur lässt sich in zentral- sowie fahrzeugseitige und zugleich in ÖV- sowie AD-seitige Komponenten und Verantwortlichkeiten aufteilen. So gibt es neben standardmäßigen ÖV-ÖV Schnittstellen, bspw. zur Fahrplandatenübermittlung, auch ÖV-AD Schnittstellen bspw. zur Missionsübertragung. Als Missionen werden Befehle bezeichnet, die aus Fahrplänen und Fahraufträgen (von ÖV-Seite) erstellt werden, die beschreiben, wie das Fahrzeug von einem Punkt zu einem anderen Punkt fahren soll. Dazu zählt ggf. auch die Information, dass am Ende einer Mission ein Fahrgastwechsel stattfinden soll. Aus diesen Missionen generiert die AD-Seite dann je nach Hersteller genauere Informationen für das Fahrzeug, damit dieses autonom fahren kann.
Die Trennung in ÖV- und AD-seitige Komponenten hat zugleich sicherheitstechnische Aspekte: Die notwendigen Zertifizierungen der sicherheitskritischen Komponenten werden durch die AD-Systeme abgedeckt, sodass die ÖV-Seite weiterhin flexibel bleibt und gleichzeitig die Hoheit über die ÖV-Funktionen beibehält.
Durch die TU Ilmenau wird mithilfe eines Laboraufbaus – und zwar eines nachgebauten Fahrzeuginnenraums – die Interaktion mit den Fahrgästen in autonomen Fahrzeugen beleuchtet. Als Beispiel: Welche und wie viele Knöpfe (einer oder mehrere) muss es im Fahrzeug geben, damit Fahrgäste Informationen zur Fahrt abrufen, aber auch in Notsituationen um Hilfe rufen können? Kurz: Was wird im Fahrzeuginnenraum benötigt, um Fahrpersonal zu ersetzen?
Zudem wurden die bisher im Projekt erarbeiteten Inhalte für einen neuen Standard aus Nutzersicht bei Verkehrsbetrieben evaluiert. Das Referenzmodell wurde handelnden Personen, z. B. DisponentInnen in Verkehrsunternehmen vorgelegt, denn sie sind diejenigen, die in der Zukunft damit arbeiten. Die ESE liefert im Projekt eine sicherheitstechnische Betrachtung der erarbeiteten Projektinhalte, um auch den juristischen Anforderungen zu entsprechen. Vom FZI werden Shuttlebusse der Firma EasyMile mit einer selbstentwickelten autonomen Fahrfunktion zur Verfügung gestellt. Die Planung des Feldtestes auf dem Campus Ost des KIT erfolgt ebenfalls über das FZI in enger Zusammenarbeit mit IVU und INIT. Das KIT ist federführend an der Erarbeitung des Referenzmodells beteiligt und bringt gleichzeitig Expertise im Bereich KI in das Projekt ein.